Der Bauerkrieg im Raum Creglingen, Thema des Stationentheaters im Juni/Juli in Niedersteinach - freut euch drauf! Näheres folgt ...



Stationentheater in Niedersteinach 2022
Theaterverein Reinsbronn bietet buntes Theater-Menü in vier Gängen
Kurzweilig, amüsant und lehrreich: Das Stationentheater des Reinsbronner Bühnenzinnobers ist erfolgreich in die kurze Freilichtsaison gestartet.
Niedersteinach. Der Theaterverein Reinsbronn und seine special guests vom CJD Creglingen verwandeln den idyllisch gelegenen Creglinger Stadtteil Niedersteinach an fünf Abenden in das kulturelle Zentrum Creglingens und präsentieren den Besuchern ein leckeres Theater-Menü in vier Gängen. Das schmeckt den Besuchern ausnehmend gut, wie an den ersten beiden Abenden deutlich wurde.
An vier Stationen parallel widmen sich die Akteure auf ganz unterschiedliche Weise dem 50. Geburtstag der Stadt Creglingen. Es ist ein unterhaltsames Kaleidoskop an ganz unterschiedlichen Szenen entstanden – so bunt wie die rund 30 Dörfer sind, die Creglingen seit der Gemeindereform 1972 gemeinsam bilden. Geboten wird ein vergnüglicher Theaterspaß, bei dem man fast nebenher auch noch etwas über die jüngere Geschichte der Kommune lernt. Das verleiht dem Ganzen einen Hauch von Sketch History.
Mit dem Projekt Chance des CJD Creglingen hat sich der Bühnenzinnober Gäste aus dem Nachbardorf Frauental eingeladen. Unter der Theaterleitung von Peter Warkentin und Edgar Habel ist ein eindrucksvolles theaterpädagogisches Projekt entstanden, das mit viel Beifall bedacht wurde. Die rund acht jungen Männer im Alter zwischen 16 und 20 Jahren haben sich auf das Theater-Wagnis eingelassen und die Herausforderungen eindrucksvoll gemeistert.
„Seit knapp 20 Jahren gehört das Projekt Chance des CJD Creglingen nun zu Creglingen und ist damit auch Teil der Stadtgeschichte geworden“, erläuterte Edgar Habel, der dem Reinsbronner Bühnenzinnober seit über 30 Jahren angehört und der beim Projekt Chance arbeitet. Über ihn kam auch der Kontakt zum CJD Creglingen zustande. Die mit Gesang und Klaviermusik untermalte Handlung haben Peter Warkentin und Edgar Habel mit den Jugendlichen zusammen entwickelt. Als Quintessenz der eindrucksvollen Präsentation bleibt festzuhalten: Jeder hat eine zweite Chance verdient.
Die drei anderen Spielstationen wurden von Mitgliedern des Bühnenzinnobers bevölkert – darunter auch mehrere Neulinge, die sich nahtlos in die Riege der erfahrenen Schauspieltruppe einreihten. Eine Szene schildert eine fiktive Verhandlungsrunde im Jahr 1971 – der Zusammenschluss der 13 selbstständigen Gemeinden zur neuen Stadt Creglingen steht kurz bevor, aber der Redebedarf ist noch groß. Creglingen mit seinen 1800 Einwohnern steht den Umlandgemeinden mit über 4000 Einwohnern gegenüber – und hat Sorge, künftig von ihnen dominiert zu werden. Die Dörfer dagegen tendieren teils nach Rothenburg, teils nach Aub oder wollen lieber eine Art Verwaltungsgemeinschaft rechts der Tauber gründen. Das alles wird nichts – denn für einen Zusammenschluss gibt es mehr Geld aus Stuttgart. Ulrich Pfänder hat diese von Arno Boas geschriebene Szene perfekt in den Hof von Rolf Hoffmann hinein gepflanzt. Die Spieler – Richard Beck, Susanne Stirmlinger, Thomas Wilhelm, Ulrich Pfänder und Karin Hess – verkörperten teils mehrere Rollen und ließen mit ihrem temperamentvollen Spiel erahnen, wie lebhaft damals diskutiert wurde, bis die Zweckehe endlich beschlossen war.
Im Hof der Familie Hess ging es zehn Jahre in die Zukunft. Eine Schul-AG probt im Jahr 2032 einen Sketch für die 60-Jahr-Feier der Stadt Creglingen. Die drei Jugendlichen – herzerfrischend: Leana Schlehlein, Anna Schiebold und Leo Dörfler – machen es der bedauernswerten Lehrerin (Marion Lotz) nicht leicht. Denn ihre Lust zum Proben hält sich in engen Grenzen. Vor den Zuschauern entfaltet sich in diesem ebenfalls von Arno Boas geschriebenen Text ein spannend-witziger Blick in die nahe Zukunft mit gewagten Thesen – die das Publikum sichtlich amüsierten. Was das alles mit Elon Musk und mit der Uwe-Hehn-Arena zu tun hat? Das wird nicht verraten – ebenso wenig wie das musikalische Highlight dieses Beitrags. Nur soviel: Der Creglinger Bürgermeister wird auf höchst ungewöhnliche Weise gepriesen.
In der Gegenwart spielt die dritte von Arno Boas verfasste Szene, die die Zuschauer auf das Betriebsgelände der Gartenbaufirma Kellermann führt. Vor der idyllischen Kulisse eines Gartenteichs liefen hier zwei Rateteams zu Hochform auf, die von der Moderatorin kaum zu bändigen waren. Verene Schiebold und Wolfgang Hess auf der einen und Tanja Kellermann und Elisabeth Wegmann auf der anderen Seite wetteiferten auch mit unlauteren Mitteln um den Sieg in der Fernsehrateshow „Wer kennt sich aus bei sich zuhaus?“. Nur auf den ersten Blick neutral war Silke Herschlein als eloquente Moderatorin. Die Zuschauer hatten sichtlich Spaß – auch, als sie selbst aktiv werden und die Werbung einsprechen mussten. Am Ende entschied über den Sieg der Zuschauer-Sympathie-Bonus. Warum sich die Verlierer am Ende fast mehr freuten als die Gewinner – das lässt sich noch dreimal live erleben. Das Stationentheater des Reinsbronner Bühnenzinnobers: für Creglingerinnen und Creglinger ein Muss, für alle anderen einfach ein köstlicher Theaterspaß erster Güte.